Pflegeberufe aufwerten und anerkennen

v. l.: Veronika Schraut, Dieter Egger, Ilona Deckwerth, Thomas Beyer, Brigitte Protschka, Bild: Ulrike Propach

Einen Paradigmenwechsel in der gesellschaftlichen und politischen Wahrnehmung der Pflegeberufe und sozialer Arbeit forderten der Kemptener Hochschul-Präsident Prof. Dr. Robert F. Schmidt und die Landtagsabgeordnete Ilona Deckwerth ein. Dies war einer der Kernbotschaften des intensiven Austauschs, den die beiden mit der Delegation der Arbeiterwohlfahrt Prof. Dr. Thomas Beyer (stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums des AWO-Bundesverbandes), Dieter Egger (Vorstandsvorsitzender des Bezirksverbands Schwaben e. V.) und Brigitte Protschka (Stv. Vorsitzende des AWO Landesverbandes Bayern und Gleichstellungsbeauftragte) führten.

Nach dem Pflegestärkungsgesetz III, welches noch in der letzten Bundestagswahlperiode verabschiedet wurde, müsse nun nach der politischen Wertschätzung des Berufsfeldes auch die gesellschaftliche Anerkennung in Aus- und Weiterbildung nachziehen. Dies bedeute erstens eine Ermöglichung von grundständigen akademischen Pflegestudiengängen – auch an der Hochschule Kempten – sowie zweitens die längst fällige Anpassung der Ausbildungsgebühren und der späteren Bezahlung. Während Medizinstudierende allenthalben voll gefördert würden, müsse man in Ausbildungen sozialer Berufe selbst Geld und noch mehr Zeit mitbringen. Angesichts des schon eingetretenen demografischen Wandels sei es ein Gebot der Stunde, diese Missstände auf allen Ebenen zu beheben. „Pflege ist eine humane Aufgabe der Gesellschaft, damit alle im Alter keine Sorgen haben müssen“ fasste die Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für Menschen mit Behinderung zusammen. „Angesichts des eklatanten Mangels an Pflegekräften müssen dringend neue Anreize für den Pflegeberuf gesetzt werden, z. B. eine akademische Ausbildung, damit Pflegewissenschaftlerinnen und Pflegewissenschaftler auf Augenhöhe mit Medizinerinnen und Medizinern zusammenarbeiten“, so Schmidt.

Die Studierenden des Studiengangs „Geriatrische Therapie, Rehabilitation und Pflege“ der Hochschule Kempten diskutierten im Beisein von Prof. Dr. Johannes Zacher leidenschaftlich mit der Delegation. Ihnen läge vor allem eine Umstrukturierung der Ausbildung sowie die Schaffung von Koordinationsstellen für Pflege und Therapie am Herzen. Sie unterstützten den Umdenkungsprozess von „ambulant vor stationär“, denn es sei Fakt, dass die teilstationäre Pflege sich erstens nicht rechne und zweitens für viele ältere und alte Menschen unrealistisch sei. Auch die geriatrische Rehabilitation kämpfe mit ihrer Finanzierung, welche dem gesetzlich verankerten Grundsatz „ambulant vor stationär“ oftmals im Wege stehe, wenn notwendige rehabilitative Maßnahmen nicht genehmigt würden, obwohl sie mittel- und langfristig die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten im ambulanten Bereich deutlich verbessern könnten und stationäre Aufenthalte hinaus zögern würden.

Gemeinsam mit der ursprünglich in der Altenpflege verorteten Studiengangskoordinatorin der Hochschule Kempten, Professorin Dr. Veronika Schraut, und dem Fakultätsreferenten Dr. Benjamin Gilde wurde ein enger Austausch mit der AWO signalisiert, um einen weiteren wichtigen Träger sozialer Einrichtungen für die breite und praxisnahe Hochschul-Ausbildung zu gewinnen. Dieter Egger brachte es abschließend auf den Punkt: „Was macht unsere Gesellschaft aus? Das Arbeiten am Menschen ist das Wichtigste und Hochqualifizierteste, was wir haben“.

Pressemitteilung: Ilona Deckwerth

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